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Glaube und Wissen

Wir wollen nicht mehr bloss glauben; wir wollen wissen. Der Glaube fordert Anerkennung von Wahrheiten, die wir nicht ganz durchschauen. Was wir aber nicht ganz durchschauen, widerstrebt dem Individuellen, das alles mit seinem tiefsten Innern durchleben will. Nur das Wissen befriedigt uns, das keiner äusseren Norm sich unterwirft, sondern aus dem Innenleben der Persönlichkeit entspringt.
Wir wollen auch kein solches Wissen, das in eingefrorenen Schulregeln sich ein für allemal ausgestaltet hat, und in für alle Zeiten gültigen Kompendien aufbewahrt ist. Wir halten uns jeder berechtigt, von seinen nächsten Erfahrungen, seinen unmittelbaren Erlebnissen auszugehen, und von da aus zur Erkenntnis des ganzen Universums aufzusteigen. Wir erstreben ein sicheres Wissen, aber jeder auf seine eigene Art.

Rudolf Steiner. In «Die Philosophie der Freiheit»

Die Corona-Krise offenbart die aufgehende Schere zwischen Gesellschaftsentwicklung und bestehenden Institutionen. Viele Menschen heute fordern weitgehende Selbstbestimmung ihres Lebens. Eine Bevormundung durch den Staat oder andere Institutionen lehnen sie ab. Dass der Staat in die Bildung und Gesundheit hineinredet, widerspricht dem modernen Selbstverständnis des Menschen. Die Lösung muss daher lauten: Bildung und Gesundheit, aber auch Kultur und Medien, müssen vom politischen Staat getrennt werden. Nur so wird sich eine erneute, noch schwerere Krise, mit Menschenwürde bewältigen lassen.

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