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Meinung Tatsache

Erben sei ungerecht. 

Warum der Staat es trotzdem nicht bekommen sollte.

Die Diskussionen um das gerechte Erben brechen nicht ab. Das ist ein Zeichen dafür, dass noch keine Lösung gefunden wurde. Woran liegt das?

  • „Es ist ungerecht, wenn Menschen ohne Arbeit an viel Reichtum kommen.“ 
  • „Ich habe das Geld mit viel Fleiss und Entbehrungen erarbeitet, nun will ich es meinen Kindern weitergeben.“
  • „Das Erbe gehört nicht dem Staat, es wurde bereits versteuert.“ 

Das Weiterreichen innerhalb der Familie könnte man auch das Vererben in der Blutlinie nennen. Doch ist das heute noch zeitgemäss? Wir leben ja nicht mehr als Jäger und Sammler in Familienbanden, sondern in einer modernen Gesellschaft, die auf arbeitsteiliger Wirtschaftsweise beruht.

Interessanterweise sind grosse Kapitalansammlungen in Form von Geld erst mit dieser modernen, hoch arbeitsteiligen Wirtschaftsweise möglich geworden. Kapitalentstehung ist eine Begleiterscheinung der Arbeitsteilung. Und die Arbeitsteilung floriert und entwickelt sich immer weiter dank den unternehmerischen Geistern unter uns! Wenn unternehmerische Menschen mit Geldkapital ihre Ideen umsetzen, dann entstehen dadurch neue Produkte und Dienstleistungen – bessere, günstigere, ökologischere. Wir alle profitieren davon.

Der andere Fall ist konträr dazu: Kommt bzw. bleibt das Geldkapital bei Menschen, die nichts Unternehmerisches damit anfangen können, dann geht es oft nur in den Konsum, oftmals den exzessiven Konsum. Dieser ist in der Regel nicht nachhaltig, sondern Ressourcen-zerstörerisch. Wird das Kapital philanthropisch „für gute Zwecke“ eingesetzt, so resultiert dies oft in einer Bevormundung, weil darin die bevorzugten Gedanken des Mäzens zum Ausdruck kommen. Wird das Geld angelegt in Form von Immobilien oder Aktien, so bleibt das Kapital ungenutzt, ja schlimmer: es bleibt unnutzbar für die unternehmerischen Initiativen und verteuert die wirtschaftlichen Prozesse.

Die Frage ist also nicht nach Gerechtigkeit, sondern wie Geld zu den unternehmerischen, kreativen, fleissigen Menschen kommt. Diese Frage sollten wir uns stellen, und zwar mit einem gewissen Recht, weil in der modernen, arbeitsteiligen Wirtschaftsweise der wirtschaftliche Erfolg immer von sehr vielen – indirekt von allen Wirtschaftsteilnehmern – abhängt. „Das Kapital ist Meins“ greift zu kurz. Spätestens mit dem Tod sollte daher die Frage aufkommen, wer mit dem Kapital unternehmerischen Ideen umsetzen darf.

Die Steuern machen in diesem Spiel nur das eine: Der Staat nimmt durch sie einen Teil des Geldkapitals entgegen (prinzipiell könnte es 100% der Erbschaft betreffen) und verbraucht oder verteilt es. Die entscheidende Frage ist nur diese: Kann der Staat besser dafür sorgen, dass dieses Geld die unternehmerischen Köpfe findet? Die Antwort ist nicht schwierig: wohl kaum.

Die Aufgabe bleibt: Wie kommt das Geld zu den unternehmerischen Menschen?